„Aus dem Leben der Indianer“
Übermalungen von Zeitungsseiten des ND zwischen dem 30.9. und 6.11.1989, von Matthias Görnandt
Zur Eröffnung spricht Wolfgang Hübner, stellvertretender Chefredakteur „neues deutschland“
Wenn man Zeitungen nicht mehr lesen kann, sollte man Zeitungen übermalen! Es ist wie das Abdichten eines zugigen Fensters: Immer mehr Ritzen werden gestopft, bis es nicht mehr zieht … Nur wo man will, lässt man ein Loch für den Blick auf den unterliegenden Text oder ein Foto. So wandelt sich die Seite zu einer neuen Geschichte, die den Übermaler oft selbst überrascht und den nächsten Betrachter vor ein Rätsel stellt. Die Macht der Worte des Zeitungsmalgrundes wird durch die Kraft der Fragen der Übermalungen gebrochen. Im Herbst 1989 habe ich meine Tageszeitung übermalt, um meine Fassungslosigkeit beim Lesen zu überwinden. Es war eine Möglichkeit, Frustration durch Spielerei und Lachen abzuwehren.
2014, also 25 Jahre später, entdeckte ich die Blätter durch Zufall in der Tiefe meines Schrankes und zeigte sie meinem Freund Thomas Neumann. Der quietschte vor Vergnügen, bearbeitete die kleinen Blätter am Computer und bahnte eine Ausstellung an. Er hat also einen kleinen Schatz in meiner Wegwerfgrube gehoben, weshalb ihm die fröhliche Mitautorenschaft gebührt. Die Blätter sind in keiner Weise – auch nicht die Untertitel – im Nachhinein bearbeitet. Alles ist so zu sehen, wie es jeweils am Abend eines Tages entstand und weggelegt wurde.
(Matthias Görnandt)