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Berliner Kulturstandort bedroht… und damit das Festival

Einige der wichtigsten Festivalstandorte liegen im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg, konzentriert im “Kulturareal im Ernst Thälmann Park”. Dazu gehört die traditionsreiche WABE, die zu DDR-Zeiten als Kulturhaus für den Bezirk errichtet wurde und bis heute ein überregional wichtiger Kulturstandort ist. Unzählige Künstler aus nahezu allen Musikszenen und aus der ganzen Welt traten und treten hier auf.

Doch diese Bühne ist, genau wie das Theater unterm Dach, Galerie und Jugendtheateretage (ehemals ZwiEt) bereits seit Jahren und jetzt auch wieder akut von Schließung bedroht.  Die WABE wird auf Sparflamme gekocht; sie überlebt nur aufgrund des Engagements ihrer wenigen festen Mitarbeiter und der Aktivitäten des Aktionsbündnisses Berliner Künstler.

Befremdlich ist nicht nur, dass die öffentlichen Kulturträger des Bezirkes Pankow/Prenzlauer Berg (und beileibe nicht nur die WABE!) praktisch platt gemacht werden, sondern auch, dass die im Haushalt des Bezirkes fehlenden Mittel nur Bruchteile der Beträge darstellen, die anderswo in Berlin für Hochglanz- und Prestigeprojekte verbraten werden. Gleichfalls unerhört ist die Tatsache, dass selbst vertraglich gebundene Veranstaltungen wie unser Festival davon bedroht sind.

Dazu gibt es einen Brief des Festivalleiters Dr. Lutz Kirchenwitz an den Kulturstaatssekretär André Schmitz und den Kulturstadtrat von Pankow, Torsten Kühne. Im folgenden der Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Schmitz,

seit zwölf Jahren veranstalten wir in Berlin das internationale Festival Musik und Politik, zu einem Teil in Veranstaltungsstätten wie der Kulturbrauerei oder der Volksbühne, zum anderen Teil aber im Kulturareal Thälmann-Park mit der WABE im Mittelpunkt. Hier findet der Hauptteil des Festivals mit Ausstellungen, Gesprächen, Filmvorführungen und Konzerten statt.

Schon mehrfach drohte das Festival durch Schließungspläne bzw. Haushaltssperren in Pankow buchstäblich in letzter Minute zu scheitern. Das ist nun wieder der Fall.

Wir haben in Kooperation mit den Woody Guthrie  Archives (New York), der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft, der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem DeutschlandRadio und anderen Partnern ein Programm vorbereitet, Plakate, Programmhefte und Flyer gedruckt, und nun hat die WABE keine Veranstaltungsmittel und ist von der Schließung bedroht. Das ist kräftezehrend und tödlich für eine kontinuierliche Kulturarbeit.
 
Sehr geehrter Herr Schmitz, wir bitten Sie, sich für die Freigabe der  Veranstaltungsmittel und gegen die Pankower Schließungspläne einzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Kirchenwitz
LIED UND SOZIALE BEWEGUNGEN E.V.
c/o Dr. Lutz Kirchenwitz

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4 Comments

  1. Lieber Lutz,

    ich bin ganz auf Deiner/Eurer Seite und könnte mir vorstellen, dass der Aufruf zu einer öffentlichen Protestaktion gegen die Schließung der WABE, noch etwas bewirken kann. Die Gefahr ist, dass mit der WABE auch gleich das “Festival Politik und Musik” mit abgeräumt wird und sich die Kulturveranwortlichen in Berlin gar nicht bewusst sind, welchen Verlust das nicht nur für Berlin, sondern für die gesamte deutsche Liedszene bedeuten würde.

    Aus meiner eigenen Erfahrung als Festival-Veranstalter weiß ich, dass ein Festival ein gutes Forum auch für ein kulturpolitisches Engagement sein kann und würde euch raten, in das kommende Festival Politik und Musik kurzfristig ein Podium einzubauen, in dem der Skandal, der die beabsichtigte Schließung der WABE bedeutet, öffentlich gemacht wird.

    mit herzlichem Gruß
    Eckard Holler, Berlin
    (ehemals Leiter des Tübinger Folk- und Liedermacherfestivals)

  2. Vielen Dank für die Solidarität. Natürlich lassen wir das Thema nicht mehr unter den Tisch fallen.

  3. Die Wabe sollte unbedingt erhalten werden! Sie steht für Innovation, Qualität und Internationalismus, und das schon seit Jahrzehnten. Mit ihr würde ein ganz wesentlicher Teil des alternativen Berliner Musiklebens wegbrechen. Öffentliche Aktionen (und möglicherweise ein langer Atem) sind dafür notwendig!

  4. Pingback: Kulturnotstand in Pankow - Protestveranstaltung am 15. Februar 2012

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