Einladung
Zum Gedenken an Günter Mayer, 1930-2010
Sonnabend, den 6.11. 2010, WABE, Berlin Prenzlauer Berg,
Danziger Straße 101, 19.00 Uhr
Kritisches Denken war ihm bis zuletzt eine Lust – und wohl immer wieder auch eine selbstauferlegte Pflicht. Noch im Frühsommer konnten wir uns von seiner ungebrochenen Schaffenskraft und geistigen Vitalität überzeugen, als wir ein längeres Video-Interview mit ihm machten. Da entstand auch die Idee zu einer Feier anlässlich seines achtzigsten – er selbst hatte da gar nichts vor.
Wir wollten dabei einen kleinen Teil von dem zurückgeben, was er so vielen von uns gegeben hat.
Nun wird er es nicht entgegennehmen können.
Günter Mayer wuchs als Arbeiterjunge im Prenzlauer Berg auf. Nach einer Lehre bei der Bahn studierte er schließlich Philosophie an der Humboldt-Universität. Auch eine reisende Agit-Prop-Gruppe gab es da – „Roter Zunder“ ! Bei der Gründung der Sektion Kultur- und Kunstwissenschaften spielte er eine wichtige Rolle. Generationen von KuWi-Studenten, darunter viele, die später in unsrer Szene aktiv waren, durchliefen dieses gründliche, kreative, weitgehend undogmatische Studium und hatten in Mayer einen ihrer wichtigsten Lehrer. Das Team um Mayer erarbeitete in den Siebzigern eine erste umfassende marxistische Ästhetik-Konzeption, die auch die nichtkünstlerischen Bereiche mit einbezog. Daneben war Mayer vor allem als Musikwissenschaftler aktiv und immer ein Streiter für neue Entwicklungen. Sein Eisler-Artikel von 1966 „Zur Dialektik des musikalischen Materials“ wurde in Ost und West geradezu eine Initialzündung für einen neuen Zugang zum Eislerschen Erbe. Mayers zahlreichen Aktivitäten lassen sich hier gar nicht aufzählen. Nur soviel: das Festival des politischen Liedes, seit den siebzigern auch immer mit der Gefahr offiziöser Vereinnahmung konfrontiert, konnte Dank Mayers Hilfe mit der Veranstaltungsachse „Musik und Politik“ einen quasi alternativen Strang etablieren, der tatsächliche Innovationen und genreübergreifende Begegnungen ermöglichte und beförderte. Mayer gab Anregung, Dimension, Ideen, aber auch Schutz und Beistand – und hatte doch selbst genug Kämpfe mit Dogmatismus und Kleinmut zu führen. Vom Kampf gegen seine tückische Krankheit ganz zu schweigen.
Laßt uns an diesem Abend so an ihn erinnern, wie er es selbst gern gesehen hätte:
Mit Grips und Phantasie, Musik, Gesprächen und Begegnung. (Wenigstens das Video haben wir noch gemacht…)
Wir freuen uns auf Euer Kommen!
Eine Veranstaltung von Helle Panke / Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin e.V.
Produktion: Lied & soziale Bewegung e.V.
In Kooperation mit:
Internationale Hanns-Eisler-Gesellschaft
Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Kulturinitiative 89
Unkostenbeitrag 1,50 €